Tropisches unter einer Kaltfront

Seminar des Ohara-Chapters Frankfurt-am-Main unter der Präsidentin Frau Inge Lehnert,
am 17.11.2018 in Vallendar/Koblenz

Gegensätzlicher konnte es kaum sein: Nach dem Sonnenuntergang Eiseskälte und nächtliche Minustemperaturen in Vallendar, die für befrorene Autos und hochgezogene Schultern sorgten. Im Kontrast dazu empfing uns  leuchtendes tropisches Blumenmaterial für das letzte diesjährige Seminar, denn das Motto dafür lautete „Japanischer Geist und tropisches Material“. Wir sollten bald schwitzen!

Das Programm sah die folgenden Arrangements vor:

  1. Chokuritsu-kei    (Farbschemen-Arrangemet),
  2. Jiyubana             (Heika - Freier Stil),
  3. Gemeinschaftsarbeit: Kleines Arrangement.

Bevor wir mit dem Arrangieren begannen, berichtete Frau Lehnert uns von einer einmaligen Ausstellung in Zürich, die, aus Anlass einer Tempelsanierung und damit verbundenen Auslagerung der Bilder, der Tiermalerei von Rosetzu (1754-1799) gewidmet war. U. a. konnte dort die Tuschemalerei  eines 6 m langen Tigers bewundert werden, der mit einem einzigen Pinselschwung entstanden sein soll. Tiermotive kommen, wegen ihrer Symbolträchtigkeit, häufig in Japan vor. Mir gefiel der Tiger schon im Kleinformat auf der zur Anschauung mitgebrachten Karte sehr.

Anschließend begann die Ikebanaarbeit mit dem Farbschemen-Arrangemet, für das wir unterschiedliche Protea und Hirsestiele erhielten. Grundlage für diese Arbeit ist das traditionelle Chrysanthemen-Arrangement der Ohara-Schule in den Farben gelb, rot und weiß. Es entstanden aufgrund des Materials in den runden Schalen sehr kraftvolle Arrangements. Nur die gelbe Farbe kam nicht so deutlich zum Vorschein, da die Blüten noch nicht so geöffnet waren.

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Für die zweite Arbeit, das Heika, erhielten wir feinblättrige Palmenwedel, 2 Heliconien und drei Protea (Nadelkissen). Dazu durften wir trockenes Material wählen, das untergeordnet in die Arbeit einzufügen war. Das „Gerüst“ bildeten die Palmenwedel, dann war unsere Kreativität gefordert, und zwar nach dem Motto „Phantasie ist wichtiger als Wissen, denn das Wissen ist begrenzt“ (A. Einstein). Da zudem alle Teilnehmerinnen unterschiedliche Vasen mitgebracht hatten, entstanden sehr vielseitige und interessante Arrangements.

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Nach dem Abendessen ging es dann an die Gemeinschaftsarbeit. Mitzubringen waren dafür kleinformatige schwarze Vasen oder Schalen. Frau Lehnert hatte eine rote Filzunterlage ausgelegt, auf der allein schon die leeren Gefäße wirkungsvoll waren. Zudem stand in Eimern unterschiedliches, vorwiegend leicht wirkendes Material zur Verfügung. Jetzt wurden die Gefäße eher nach dem Motto „Weniger ist mehr“ bestückt. Jeder konnte sich auf der roten Unterlage einen Platz für seine Arbeit suchen, wobei eine gute gestalterische Gesamtwirkung entstehen sollte. Das war gar nicht so leicht zu erreichen. Wir haben fleißig diskutiert, hin- und hergeschoben, ausgetauscht, neu gruppiert usw. und hatten unseren Spaß daran.

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Ein gemütliches Beisammensein, bei dem wir auch den beachtlichen Prüfungserfolg einer Ikebana-Kollegin feierten, schloss sich an. Frau Lehnert konnten wir als Dankeschön für ihren wieder  großen Einsatz in diesem Jahr eine Freude mit dem Katalog zur oben erwähnten Ausstellung machen . So ging wieder einmal ein schöner Ikebanatag zu Ende, denn für den nächsten Tag waren nur noch die obligatorische Hauptversammlung und das Gruppenfoto vorgesehen.

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Fazit: Es hat sich (wie bisher jedes Mal) gelohnt, die stundenlange Hin- und Rückfahrt auf sich zu nehmen, alle Teilnehmerinnen wiederzusehen, Aufgaben auf unterschiedliche Schultern zu verteilen und in Gemeinschaft fröhlich und harmonisch zu arbeiten. Frau Lehnert können wir nicht genug dafür danken, dass sie immer wieder bereitwillig und unermüdlich dafür sorgt, dass wir schöne Arbeitsergebnisse vorweisen können und zufrieden nach Hause fahren. Nochmals herzlichen Dank im Namen aller Teilnehmerinnen!

   Text: Hannelore Borchers
  Bilder: Karin Kopp