Ikebana-Vielfalt im Kurfürstlichen Schloss Koblenz

Im vorigen Jahr war am 1. Mai die Ikebana-Ausstellung zusammen mit dem Bonsai-Team Koblenz-Mittelrhein zur der Eröffnung der Koblenzer Gartenkultur ein großer Publikums­magnet. So war auch in diesem Jahr der Wunsch der Veranstalter der Koblenzer Gartenkultur, in Kombination mit dem Bonsai-Team dieses Event zu bereichern – eine schöne Anerkennung.

Hinter den Veranstaltungen der Koblenzer Gartenkultur verbirgt sich eine Interessengemeinschaft mehrerer Institutionen unter der Federführung der Stadt Koblenz. Mit Aktionen und Kulturveranstaltungen wird das Erbe der BUGA 2011 gepflegt.

Wie im Vorjahr, gab es auch bei der Eröffnung der Koblenzer Gartenkultur am 1. Mai 2019 draußen vor dem Schloss verschiedene Stände mit Pflanzen, gärtnerischen und Klein­kunst-Produkten, einen Flohmarkt und verschiedene Mitmachaktionen. Jedoch wurden, wie der rege Besucherstrom zeigte, die im Foyer des Schlosses ausgestellten Bonsai und Ikebana-Arran­gements wiederum zu einem Höhepunkt des Tages. Neun Mitglieder des Frankfurt-am-Main-Chapters zeigten im Eingangsbereich des Schlosses die große Bandbreite des Ohara-Ikebanas.

Ungewöhnliche Blumen wie Craspedia konnten in einem Narabu bewundert werden. Die Trommelschlägel ragten hoch auf, und ihre gelbe Farbe wurde durch die intensiv gelben Ornithogallum (Gärtnerschreck) verstärkt. Auch mit einem Hiraku lässt sich Farbe und Schönheit von Pflanzen zeigen. Das Hiraku (hier mit Löwenmaul, Asaparagus und Fresien als Hauptmaterial) zählt wie Narabu zu den Aufbauformen des Hana-isho.

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Augenfällig war das Rimpa-Arrangement in einer Gemeinschaftsarbeit zu Dritt. Insbesondere beeindruckte der Farbkontrast der roten Päonien mit den Blautönen von Iris und Wisteria, unterstützt durch die unterschiedlichen Grüntöne von Iris-Blättern, Ahorn und Kiefer – alles Pflanzen, die auf Rimpa-Gemälden zu finden sind.

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Auch Bunjin-Arrangements basieren auf Malerei. Das in einer blauen Vasegestaltete Bunjin ließ mit den verwendeten Materialien den Pinselstrich des Malers erahnen. Und ungewöhnlich waren die Arrangements in Kannen mit der Kombination chinesischer Pflanzenmaterialien wie Päonie, Ahorn und Bambus oder Magnolie mit Bambus. Durch diese Materialien lassen sich Wünsche für ein langes Leben, Frieden und Reichtum bzw. eine edle Gesinnung ausdrücken.

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Natürlich durften in der Ausstellung keine Landschaften fehlen, denn sie sind charakteristisch für die Ohara-Schule. Es konnte eine Traditionelle Landschaft mit Irisblättern betrachtet werden, streng nach geltendem Vorschriften gestaltet. Eine große Realistische Landschaft, mit wunderschön blühenden Zweigen eines Apfelbaumes als Hauptmaterial, ließ ein Gefühl für Frühling aufkommen.

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Dass Landschaften nicht nur riesig, sondern auch sehr klein gestaltet werden können, zeigte ein Hosun-Ikebana mit Zypresse, Azalee und Ahorn. Durch Präsentation des Arrangements in einem Holzrahmen wurde die geringe äußere Dimension der Arbeit einmal mehr betont. Ebenfalls in einem Holzrahmen präsentiert, zeigte ein kleines Maiglöckchen-Arrangement (ein Blütenstiel und zwei Blätter) eine eindrucksvolle Wirkung. Es fand viel Beachtung und regte zum Nachahmen an.

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Die Gestaltung Freier Formen in der Ohara-Schule ist vielfältig. Solche Arbeiten konnten in besonderen Gefäßen, u.a. Dachziegeln, Oktaedern oder modernen Gefäßen betrachtet werden.

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Bei der Freien Form, gestaltet in zwei großen, liegenden Körben, waren Irisblätter und blaue Glockenblumen (Campanula) der Hingucker! Durch weiße Farbakzente erhielten die Grün- und Blautöne der Arbeit eine berührende Frische.

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Das in einer wunderschönen O-Bento-Box (japanische Picknick-Box) gestaltete Arrangement mit Chrysanthemen, Ahorn, bemoosten alten Zweigen u.a. strahlte eine besondere Atmosphäre aus und konnte gleichzeitig als eine Hommage an den an diesem Tag in Japan stattfindenden Kaiserwechsel angesehen werden.

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Bei einem Doppelarrangement in zwei Schalen wurden Allium-Blüten zum 'focalpoint'.

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Eine fortgeschrittene Variante der Freien Form war ein Shoku-bana mit Kookaburra und Apfelsine, das eine Assoziation mit Gemälden von Henri Rousseau heraufbeschwor.

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Die 'tanzenden' Blumen (Hanamai), gestaltet mit einem Palmenwedel und einem Zweig der Nandina, erzeugten ein Gefühl, als schwebten sie die Treppe vom Obergeschoss herunter oder wollten sie nach oben schwingen?

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Und dann gab es auch noch das kleine Shohinka, nur mit Irisblättern und zwei Blüten gestaltet!

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Insgesamt waren die verwendeten Materialien sehr unterschiedlich. Jede Arbeit hatte ihren eigenen Charakter. Entsprechend differenziert wurden sie von den Besuchern aufgenommen und es war beachtenswert festzustellen, nach welchen anderen Kriterien Nicht-Profis professionelle Ikebana-Arrangements betrachten und bewerten. Die Ausstellung sollte auch Anregung geben, die Natur mit anderen Augen zu sehen.

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Bericht: Bärbel Hollmann
Bilder: Anke Helm-Brandau und Bärbel Hollmann