"Glück und Glas - wie leicht bricht das"


Das letzte Ohara-Seminar in diesem Jahr hätte unter dem obigen Motto stehen können. Dazu später mehr.

Unter der Leitung unser Präsidentin des Frankfurt am Main Chapters, Frau Inge Lehnert, fand am 9./10. November wieder ein Seminar in der Jugendbildungsstätte „Sonnenau“ in Vallendar/Koblenz statt. Es waren 3 Workshops angeboten:

1.     
Heika  (freies Arrangement),
2.     
Realistische Landschaft   und
3.     
Bunjin im Korb.

Bei einem solchen Programm wollte ich selbstverständlich dabei sein. Wie immer war alles perfekt vorbereitet. Neben einer umfangreichen Seminarmappe fanden wir ausgesucht schönes Material vor. Frau Lehnert hatte keine Mühe gescheut, ihre nähere und weitere Umgebung „durchforstet“ und jede zur Verfügung stehende Quelle genutzt, um uns mit ganz viel unterschiedlichem Material zu erfreuen.  


Wir begannen mit dem Heika als freiem Arrangement. Nach der Farbschemen-Methode sollte mit den Farben weiß, rot und grün (im Vorgriff auf die Adventszeit) in einer zylindrischen Glasvase aufstrebend gearbeitet werden. Das Hauptmaterial war ein geformtes Bündel „White Lady“ (feine weiße entrindete Zweige), das fast mittig sehr hoch aus der Vase aufstreben sollte. Und dann passierte, man wird es sich denken können, das, was wir fürchten, wenn in Glas gearbeitet wird. In kurzen Abständen sprangen drei oder vier Vasen, weil durch die Befestigungsstäbchen eine zu starke Spannung erzeugt worden war. Zum Glück war Ersatz griffbereit und niemand hatte sich verletzt, so dass am Ende 26 gelungene Arrangements im Raum standen. „White Lady“, kombiniert mit roten und grünen Anthurien und verbunden mit Efeu, wirkte recht dekorativ. Wir hatten uns ja auch redlich abgemüht, bis Frau Lehnerts Ansprüchen in Bezug auf Asymmetrie, leerem Raum, Harmonie usw. Genüge getan war.

         

Die zweite Arbeit war eine Realistische Wald-/Bergszene, als Fernblick aufrecht zu arbeiten. Grundlage dafür bildete ein Arrangement aus alter Zeit, das uns allen als Landschafts-Arrangement in der Traditionellen Methode mit Mankichi-Zeder bekannt ist. Wir sollten uns für die Realistische Landschaft eine Wanderung über Wiesen, durch Gärten bis hin zu dem in der Ferne auftauchenden Wald vorstellen. Mit Goldzypresse, Thuja, Kiefer, Weißdorn/Obstbaumzweigen und Azalee wurden die unterschiedlichen „Stockwerke“ der Landschaft  herausgearbeitet, ehe die niedrigen Bodendeckerbündel sparsam mit kleinen Chrysanthemen versehen werden konnten. Wie immer waren auch in dieser Landschaft u. a. Wind und Wasser, Asymmetrie, Focuspunkt und Gefühl für die Jahreszeit Gesichtspunkte, die herausgearbeitet werden sollten. Unerlässlich ist eine gute Naturbeobachtung für derartige Gestaltungen. Die fertigen Arrangements zeigten die Vielfalt der unterschiedlichen Vorstellungen, trotz der Vorgaben. Es war eine Freude, sie zu bewundern.

Das letzte Arrangement am nächsten Tag war sicherlich das Anspruchvollste. Es sollte ein Bunjin-Arrangement im Korb entstehen. Dazu vermittelte Frau Lehnert vorab erst einmal Theorie. Hinweise zur Entwicklung des Bunjin-Arrangements in der Ohara-Schule, zu den unterschiedlichen Körben, den zu verwendenden Materialien sowie  zu beachtenden Gesichtspunkten bei der Gestaltung machten schon deutlich, dass wir noch einmal tüchtig gefordert werden sollten. Ein Topf der Orchidee „Ludisia“ mit dunkelroten Blättern stand an jedem Platz, das restliche Material war von uns zu bestimmen. Nun hatten wir „die Qual der Wahl“. Wir standen vor Eimern mit einer Fülle von Material, die die Entscheidung schwer machte. Mir wurde bewusst, wie schwierig es auch für Frau Lehnert gewesen sein musste, sich auf dieses Arrangement einzulassen, denn 26 unterschiedliche Körbe, die sie ja vorab nicht kannte, verlangen eine äußerst umfangreiche Bereitstellung von Material.  Von der Korrektur ganz zu schweigen. Ich habe wieder einmal Frau Lehnerts Blick für die Form, für das Wesentliche, für den  Fokus-Punkt und die harmonische Gesamtgestaltung bewundert. Von ihrem Durchhaltevermögen bei der Korrektur konnten wir alle beeindruckt sein. Es waren wunderbare Korb-Arrangements entstanden.

       

Zum Schluss bleibt mir nur die Aufgabe, Frau Lehnert, sicherlich im Namen aller Teilnehmerinnen, noch einmal ganz herzlich zu danken für ihren unermüdlichen Einsatz bei der Vorbereitung und Durchführung dieses Seminars und für ihre Begeisterung, uns „die Augen zu öffnen“ und uns die Freude am Gestalten zu erhalten. Es war wieder einmal ein gelungenes Seminar und ein schöner Abschluss des „Ohara-Jahres“ in Koblenz. Herzlichen Dank!

Text: Hannelore Borchers