Chrysantheme – Künderin des Herbstes

Ikebana Seminar 9./10. November 2019 in Vallendar

„Nun zeigt sich der Herbst in seiner verschwenderischen Farbenpracht“. Unter diesem Thema hatte Frau Lehnert zum letzten Seminar des Jahres 2019 eingeladen.

15 Teilnehmer waren dazu nach Vallendar in die Jugendbildungsstätte gekommen.


Das Unterrichtsprogramm umfasste:

1. Heika – Kasui -Kai  (Kaskade)
2. Freier Stil – längliche Schale
3. Freie Form
4. Shohinka

Die Chrysantheme, die in Asien als „Künderin des Herbstes“ angesehen wird, begleitete uns in vielerlei Größen, Formen und Farben durch das Seminar.

Das erste Arrangement, ein Heika (Kaskade), wurde nach den Regeln der Ohara-Schule gestaltet. Die hohe Spannung zwischen dem weit nach unten schwingenden Kaskadenzweig bis zum nach oben weisenden Secondary wurde durch die großen Chrysanthemenblüten der Objektgruppe aufgefangen. Licht und Schattenseite der Hauptzweige bestimmten den Aufbau.

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Für das zweite Arrangement, freie Form in länglicher Schale, wurden zunächst prächtige, große, kupferrote, dann kleinere weiße und größere dunkelrote Chrysanthemenblüten niedrig gesteckt. Kakizweige mit leuchtend gelb-orangenen Früchten wurden dazwischen gesteckt. Die Basis bildeten sehr kurz geschnittene Kiefernzweige. Miscanthusgras schuf die Verbindungslinien „wie Pinselstriche“.Die Blüten wurden asymme­trisch in zwei verschieden großen Gruppen angeordnet, bildeten Farbfläche bzw. -masse, dazwischen ein „leerer Raum“ als Bestandteil der Komposition, ähnlich wie beim Rimpa – Anklänge an die Malerei.

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Beim dritten Arrangement: Freie Form, sollte in einer kleinen Schale mit Fuß getrocknetes Material, nämlich gebleichter und gefärbter Farn, mit grünen Pflanzen ohne Blüten oder mit wenig Blüten kombiniert werden, als „Ausdruck der Zeitlichkeit“.

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Die letzte Aufgabe war, ein Shohinka zu gestalten. Shohinka gilt als „kleine Form“. Äußerste Reduktion wird durch sorgfältiges Beschneiden der Pflanze erreicht. Dadurch soll die individuelle „Schönheit“ der Pflanze noch stärker hervorgehoben werden.  Ebenso viel Aufmerksamkeit soll der Auswahl des Gefäßes gewidmet werden. Shohinka wird beschrieben als „Begegnung“ zwischen Mensch, Pflanze und Gefäß.

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Vielleicht könnte auch für das Shohinka gelten, was ein Haiku charakterisiert: „Festhalten eines flüchtigen, nie wiederkehrenden Augenblicks, einer Stimmung, einer Situation oder Episode in kürzester Form“.

Neben der konzentrierten Arbeit mit den Pflanzen und Gefäßen blieb ausreichend Zeit für Information und Gedankenaustausch und für menschliche Begegnung.

Wir danken Frau Lehnert für dieses reichhaltige, eindrucksvolle und langnachwirkende IkebanaSeminar.

Annegret Frenzel